Am nächsten Morgen begann hinter Oppdal die Straße, die wir die Straße der Langeweile nannten, denn wir mussten 25km auf einer Schotterstraße laufen, die immer geradeaus führte. Sie war es auch,
die uns endgültig vom Dovrefjell weg und hin nach Trondheim führte. Links und rechts nur Bäume, vor uns und hinter uns nur grauer Schotter. Immer weiter führte die Straße gerade aus und
tatsächlich wirkte sie, als würde sie nie enden. Nach Vielen Stunden, die eher wie viele Tage wirkten, erreichten wir einen kleinen Fluss, den wir auf einer Brücke überquerten, nur um danach
wieder auf der langweiligen Straße weiterzugehen. Das einzig Gute daran war, dass man Zeit zum Nachdenken hatte, viel Zeit. Zeit, in der man über sich selber, seine Entscheidungen und seine
Mitmenschen nachdachte. Zeit, in der man auf viele Fragen persönliche Antworten fand und Zeit, in der man mit sich selbst ins Reine kam. Es ist gut zu laufen und seinen Gedanken einmal die
Möglichkeit zu geben zu Dingen zu schweifen, die sonst unwichtig erscheinen, aber von denen du plötzlich merkst, wie wichtig sie doch sind.
Die Kreativität hat in der Langeweile ihren Ursprung. Dass hatte ich im Philosophie-Unterricht gelernt und diese These wurde immer wieder aufs Neue bestätigt. Gerade auf solch
einer langweiligen Straße entstehen die beeindruckendsten Sachen im Kopf.
Hinter der Brücke war, nicht so wie erwartet nur Weg, sondern eine Bank mit Infoschild, das verkündete, dass wir nun die Rennebu Kommune erreicht hätten und es nicht mehr weit zur Rennebu Kirche
wäre.
Danach passierte wieder einmal etwas Unerwartetes, denn eigentlich gingen wir nur hinab zum Fluss um zu rasten, denn Thomas hatte etwas Bier gekauft, das wir richtig genießen wollten. Doch es
sollte passieren, dass der Platz, der unten am Fluss auf uns wartete viel zu schön war, um nur ein paar Minuten rast zu machen, weshalb wir kurzerhand beschlossen zu bleiben, schließlich waren
wir an jenem Tag schon 22 Kilometer gelaufen und hatten uns Rast verdient. Dazu kam auch noch, dass keiner von uns dreien mehr Lust auf die Straße der Langeweile hatte und der Hunger immer größer
wurde.
Also verabschiedeten wir uns bis auf weiteres von Thomas, der schon ein Zimmer in einer Herberge gemietet hatte, die noch sieben km entfernt war und begannen kurz danach unser Zelt aufzubauen.
Danach genossen wir den herrlichen Sonnenuntergang und während Felicia Musik hörte und Felix im eiskalten Fluss badete, schrieb ich den Blog und genoss derweil leckere Bixit Kekse. Wieder einer
dieser Abende, an den man sich seiner Schönheit wegen noch lange erinnern wird.
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