Der Sonntag wurde ein langer Tag, denn wir liefen 32 Kilometer durchs Gebirge bis nach Ryphusan, einer Kleinen Herberge, die auf ihrem Wegabschnitt die einzige war.
Der erste wichtige Punkt zu dem wir kamen war der höchste Punkt auf dem Olavsweg. Mit seinem Erreichen waren wir 1208 Meter hoch. Hier oben stand ein Kilometer-Stein, der die Zahl 208 trug. Also
waren es nur 208 Kilometer bis Trondheim, was einer Zeit von ca. 8 Tagen entsprach. Glücklich liefen wir weiter. Nur noch eine Woche, dann würden wir da sein, so rechneten wir aus. Doch bis dahin
war es noch ein langer Weg.
Von dem Stein aus ging es nur noch bergab bis zum Hotel Kongsvold. Das Hotel Kongsvold war ein Luxushotel mitten auf dem Dovrefjell, das neben unglaublich teuren Zimmern auch eine nicht so teure
Herberge für Pilger bot. Unerwartet begrüßte uns Mariel dort als wir ankamen und lud uns ein mit ihr Mittagspause zu machen. Sie warte hier auf ihre Schwester mit der sie dann nach Oppdal laufen
wolle, so sagte sie. Es war toll sie nochmal zu sehen und mit ihr zu sprechen, gleichwohl wussten wir, dass dies tatsächlich die letzte Begegnung auf dem Weg sein würde. Der Abschied fiel
entsprechend schwer, doch wir versprachen Kontakt zu halten.
Danach begann der zweite wirklich schwere Anstieg des Tages, wir mussten den Vårstigen bezwingen. Nicht hoch, aber unglaublich steil. Für die unglaubliche Anstrengung, die wir aufwenden mussten,
wurden wir allerdings belohnt, denn die Pflanzen rund um uns herum blühten, wie wir es noch nie zuvor gesehen hatten.
Als wir total verschwitzt oben ankamen, blickten wir in das wunderschöne Tal zurück und wieder staunten wir darüber, was wir alles gelaufen waren.
Am Horizont begann die Sonne gerade unterzugehen, als wir unsere kleine Pause auf der Spitze des Vårstigen beendeten, um weiter Richtung Ryphusan zu laufen. Gerne hätten wir schon früher einen
Schlafplatz gesucht, doch es war zu kalt in dieser Höhe, um zu zelten. So kam es, dass wir weiterliefen. Weiter übers Fjell, weiter durch diese unglaubliche Natur und weiter in die Nacht hinein.
Wir wurden müder und müder und langsamer und langsamer. Auch der Rucksack wurde immer schwerer und drückte auf die Schultern. Die einzigen, die das nicht stören zu schien waren die Schafe, die um
uns herum grasten und fröhlich blökten.
Es wurde neun Uhr, es wurde zehn Uhr, es wurde elf Uhr. Tatsächlich liefen wir bis halb zwölf, bevor wir die Häuseransammlung von Ryphusan und damit unser Ziel sahen.
Die letzten Meter kamen uns vor wie viele Kilometer, doch dann kamen wir an und betraten das kleine Pilgerhäuschen, in dem schon alle schliefen. Wir zählten sieben andere Pilger in der Herberge
und als wir unsere Rucksäcke gerade hingestellt hatten, stand eine der Gestalten, die da im Dunkeln lagen, auf. Sie war klein, rundlich und hatte kurze Haare. Ratet mal wer das war, wenn ihr es
wisst, könnt ihr es mir ja in die Kommentare schreiben. Bis dahin sage ich aber auf Wiedersehen, denn es ist wieder spät geworden.
Liebe Grüße aus Norwegen von Felicia, Felix und mir,
Konrad
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Gyburg (Dienstag, 25 August 2015 14:20)
Was Ihr alles geschafft habt! Toll! Und meistens seht Ihr auf den Bildern richtig glücklich aus!
Ich lese gerne weiter... :-)
Herzliche Grüße
Gyburg
Angele Tofall (Donnerstag, 27 August 2015 14:58)
Viele Grüße aus dem Bonifatiushaus. Ich verfolge seit Tagen Eure Wanderungen. Trotz aller Anstrengungen wäre ich gern dabei, aber ich muss hier im Büro die Stellung halten.
Ich wünsche Euch weiterhin eine schöne Zeit.
Angele Tofall