Ich habe ja erzählt, dass die Herberge, in der wir von Dienstag auf Mittwoch übernachtet haben ziemlich teuer war. Was ich aber glaube ich nicht erzählt habe ist, dass in diesem Preis ein echt
gutes Frühstück inbegriffen war.
So kam es, dass wir uns an jenem Mittwochmorgen im Speisesaal der Herberge versammelten, die übrigens Teil des Lillehammer Hauptbahnhofes war. Nachdem wir die vielen leckeren Sachen gründlich
begutachtet hatten, mit Augen, die so groß gewesen seien müssen wie Pizzateller, begannen wir zu tafeln.
Wir aßen und aßen und aßen. Ich glaube, es ist ungefähr eine Stunde vergangen bis das letzte Brot mit Himbeermarmelade entschwunden war, eine Stunde, die gefüllt war mit den leckersten Dingen.
Von Toastbrot, über gekochte Eier bis hin zu wunderbarstem Müsli war alles dabei. Ich erinnere mich noch an den Moment, in dem ich mein erstes Sandwich aß. Dieses Gefühl war wirklich
unbeschreiblich und ich war bestimmt noch nie so glücklich über ein Sandwich wie während eben jenes Momentes.
Nach diesem leckeren Frühstück, das wir übrigens gemeinsam mit dem Dänen genossen haben, beschlossen wir noch einmal in die Stadt zu gehen, um sie uns anzusehen und einzukaufen. Mit vollen
Einkaufstüten kamen wir so gegen 11 Uhr zurück in das Lillehammer Vandrerhjem Stasjonen, so hieß die Herberge nämlich, und es folgte ein unerwartetes Wiedersehen, als Felix und Ich unser Zimmer
betraten.
Tiziana?
Der Däne war schon relativ früh gegangen, weil er seinen Zug bekommen musste und deshalb waren Felix und ich allein in dem kleinen Vierbett-Zimmer. Ich lag zu dem Zeitpunkt, da es passierte, in
der oberen Etage meines Stockbettes und hatte die Füße über das Geländer gelegt. Man konnte die Tür von meiner Position aus nicht sehen und so ging ich davon aus, dass Felix hinein käme, als ich
ihr leises Quietschen, das entstand wenn man sie öffnet, hörte.
Doch statt eines "So bin wieder da!" von Felix, sagte eine Stimme, welche mir irgendwie bekannt vorkam, in einem fassungslosen Ton: „Nooooo. Konrad?“ Verwirrt blickte ich über das Geländer des
Bettes und sah... Ich sah..., erst konnte ich es nicht glauben, doch da in dem weißen Türrahmen stand eine kleine korpulente Italienerin, die ich nur zu gut kannte. „Tiziana!“, rief ich und
sprang von dem Stockbett. Überglücklich hätte ich sie fast umarmt, so sehr war mir die nette Pilgerin ans Herz gewachsen. Ich fragte sie, wie sie uns gefunden habe, schließlich war die Herberge
relativ groß und es gab sehr viele Zimmer. „Oh that is my room“, sagte sie und hielt ihren Schlüsse hoch. Verwirrt sagte ich, dass die Zimmer aber doch Geschlechter trennend sein würden. Doch sie
antwortete bloß, dass man ihr an der Rezeption nur gesagt habe, dass dieses Zimmer noch nicht ganz fertig sei, die momentanen Bewohner aber bald abreisen würden. Ich erinnerte mich daran, dass
irgendjemand etwas von einer Abreisepflicht um spätestens 11 Uhr gesagt hatte und blickte verlegen lächelnd auf meine Armbanduhr, deren großer Zeiger schon wieder dabei war die 12 in Richtung der
1 zu verlassen. Später kamen auch noch Felix und Felicia in das Zimmer und wir unterhielten uns mit Tiziana und lachten herzlich über den tollen Zufall. Um 13 Uhr beschlossen wir zu gehen und
verabschiedeten uns von Tiziana, doch diesmal waren wir uns sicher, dass wir uns bald wieder sehen würden.
Wir liefen an jenem Mittwoch nur 18km, denn hinter dem Nermo Gårdshotel waren Felicia und ich so geschafft, dass wir beschlossen keinen Schritt mehr weiter zu gehen und schnell einen Schlafplatz
zu finden. Diesen fanden wir wenige Minuten später auf einer kleinen Waldlichtung gleich neben dem Olavsweg. Schön war die Stelle zwar nicht, aber sie reichte aus, um das Zelt aufzustellen und
schnell schlafen zu gehen.
Die Nacht war schwer, denn es regnete und wir lagen etwas abschüssig, doch wir überstanden die Nacht gut und konnten am nächsten Morgen schon relativ früh losgehen.
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