Nun ist schon einige Zeit seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich habe euch so viel zu erzählen, dass ich wohl so einiges vergessen werde und es viele Fußnoten und Nachträge geben wird. So
möchte ich zuerst von den Begegnungen und Sehenswürdigkeiten berichten, die wir gehabt und gesehen haben, bevor ich euch nach zwei Wochen des Wanderns nun auch einmal etwas über unsere
Erfahrungen mit dem Pilgern und unsere persönliche Situation erzählen werde.
Als wir nach unserer kleinen Andacht zu laufen begannen, regnete es in Strömen und der Regen sollte den ganzen Tag anhalten. Die Erste Pause machten wir in einer alten, modrigen und fast
verfallenen Scheune, in der viele uralt scheinende Sachen standen, unter anderem eine große Pferdekutsche und ein kaputtes Ruderboot aus rotem Holz. Beeindruckt von all diesen Dingen verweilten
wir einige Zeit in der Scheune, auch um darauf zu warten, dass der Regen aufhört. Aber das tat er nicht, weshalb wir uns weiter durch die strömenden Güsse kämpfen mussten.
Einige Stunden später, der Regen war schlimmer geworden, beschlossen wir nach Unterstand in der Furnes Kirche zu fragen. Furnes war der Ort, in dem wir zu dieser Zeit waren und wir hatten kurz
zuvor einen Mann aus der Kirche gehen sehen der sie aber abgeschlossen hatte. Uns allerdings war so kalt und unbehaglich zu Mute, dass ich den Mann nur wenig später fragte, ob er uns vielleicht
die Kirche nochmals öffnen könne, damit wir die Möglichkeit hätten zu rasten. Erst glaubte ich, dass er nein sagen würde und schämte mich schon für meine wahrscheinlich viel zu direkte Frage,
doch mir zur Überraschung willigte er ein und schien sich sogar richtig zu freuen, dass er Pilgern helfen konnte. So kam es, dass wir wenig später total durchnässt in der Kirche saßen, die
wunderbar warm und schön war. Schön nicht nur wegen der Verzierungen, die sie hatte, sondern vor allem wegen des Teppichbodens, der in ihr verlegt worden war. Noch nie zuvor hatte ich eine Kirche
gesehen, in der es einen Teppich gab.
Der Mann, der uns die Tür geöffnet hatte und den ich zuvor für den Priester der Kirche gehalten hatte, stellte sich später als der Organist des Gotteshauses heraus. Ich war ganz überrascht und fragte ihn, wie die Norwegische Orgelmusik sei und welche Musiker am beliebtesten bei den Norwegern seien. Darauf antwortete er, dass er gerade heute Morgen ein Stück von einem schwedischen Komponisten gespielt habe und dass er es uns, sofern wir dazu Lust hätten, einmal vorspielen könne. Überaus begeistert willigten wir ein, während er noch auf die Orgel zeigte, die oben überm Kirchenschiff thronte und jedem unverkennbar klarmachte, dass sie die Königin aller Instrumente war. Wenig später hörten wir dieses schwedische Musikstück. Hört mal, ich habe es aufgenommen:
Wir liefen an jenem Sonntag nur von Hamar bis in das kleine Örtchen Veldre. Das sind ungefähr 21 Kilometer und weil es so unglaublich stark regnete, beschlossen wir noch einmal in eine Herberge
zu gehen. So kam es, dass wir an jenem Abend in den Betten der relativ billigen Pilgerherberge im Konfirmatsalen lagen. Zum Abendbrot kochten wir uns eine leckere Pilzcreme Suppe, die war zwar
auch eine Tütensuppe wie jede andere, aber man lernt die richtig guten zu schätzen. Das wirkliche Highlight war jedoch eine unerwartete Begegnung am nächsten Morgen.
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